Die Welt steht Kopf, alles hat sich geändert

Die Welt steht Kopf, alles hat sich geändert

Wenn das Leben einem Angst macht

Was gestern noch unsere Sorgen und Ängste waren, ist heute gefühlt „Pillepalle“. Wie schnell sich so Vieles ändern kann. Auch viele Ziele und Wünsche sind heute andere, als noch vor 14 Tagen.Was geht in vielen von uns vor?

Ängste und Sorgen haben zurzeit Hochkonjunktur. Haben wir uns zu wenig mit ihnen befasst, dass sie uns nun so omnipräsent begegnen? Nun, wie auch immer, wir können sie wohl nicht leugnen. Wovor haben wir Menschen Angst?
Kinder haben Angst vorm schwarzen Mann, vor Monstern unterm Bett, dass die Eltern es nicht liebhaben, weil es etwas frech war oder auch, dass jemand stirbt. Wenn Kinder erfahren und begreifen, dass Menschen sterben und das Leben endlich ist, sind sie oft sehr verwirrt. Ich erinnere mich an meinen kleinen Bruder (das ist nun schon knapp 20 Jahre her), der frühreif mit 3 Jahren fragte: „Warum werden wir überhaupt geboren, wenn wir dann wieder sterben?“ Tja, was kann man da schon antworten, ist es doch „die Frage“ überhaupt. Die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Thich Nhat Hanh beschreibt, dass er vor Jahren einige Kinder fragte „Welchen Zweck hat das Frühstücken?“ Ein Junge antwortete: „Wir bekommen Energie für den Tag.“ Ein anderer sagte: „Der Zweck des Frühstücks ist zu frühstücken.“ Er glaubt, das zweite Kind hat eher recht. Der Zweck des Essens ist zu essen.
Und „Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst“, schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe.
Jetzt sind wir also irgendwo an irgendeiner Stelle in unseren Leben und leben es.

Angst ist ein Grundgefühl
Unsere Ängste zu leugnen hilft uns aktuell vermutlich nicht weiter, und wenn dann fühlen wir uns möglicherweise auch nur für eine kurze Zeit besser. Angst in ein Grundgefühl, das uns wachmacht und in bestimmten Situationen das Leben rettet.
Zurzeit ist es unter anderem die Angst vor Krankheit, dem Verlust eines geliebten Menschen durch die Krankheit, die Angst vor Arbeitsplatzverlust, dem Verlust einer Immobilie (dem eigenen Heim, dem Nest für die Familie), wirtschaftlichem Ruin und Existenzangst. All das hat mit Veränderung zu tun. Damit nicht zu wissen, wie geht es dann weiter. Was kommt auf uns zu und wie wird dann die Welt sein. Sicherlich wird es nicht mehr sein wie zuvor, das ist schon einmal klar.

Ungewissheit
Die Ungewissheit ist wohl einer der schlimmsten Feinde in unserem Inneren. Wenn man etwas kennt, kann man auch etwas tun dafür oder dagegen oder mit. Aber bei Ungewissheit bleibt eben diese Position des Abwartens.
Sich der Angst und den Sorgen stellen – mit ihnen in Kommunikation treten.
Um sich der Angst und den Sorgen zu stellen, ist es wichtig die Realität anzunehmen.

Annehmen was ist
Was bedeutet das Annehmen der Realität in dieser konkreten Situation?
Inwieweit stellt das Annehmen in dieser Situation den ersten Schritt zu einer nützlichen Bewältigung dar?

Mit der Angst beschäftigen – einen Raum zuweisen
Grundsätzlich hilft es sich mit der Angst zu beschäftigen, sie anzunehmen. Es geht nicht darum, ihr den ganzen Raum zu geben, dass sie dann alle anderen Gefühle überrennt. Aber, da sie gerade vermutlich sowieso schon viel Platz in unserem Leben einnimmt, kann man ihr vielleicht einen eigenen Bereich einrichten, wo sie sein darf. Mit dem Hinweis, die anderen „Bewohner“, wie z.B. „Freude“ und „Mut“ nicht zu verunsichern. Man kann ihr sagen, dass man zu ihr kommt, um mit ihr zu kommunizieren, sie zu hören und wertzuschätzen. Sie müsse daher nicht immerzu so laut sein.

Kontaktaufnahme und Kommunikation mit der Angst

  • Wo kannst Du die Angst spüren?
  • Wo in Deinem Körper sitzt sie?
  • Wie fühlt sie sich an? (Ist sie hart, zäh, flüssig, schleimig, warm, kalt …?)
  • Was tut sie? (z.B. sitzt fest, schnürt Kehle zu, nimmt Luft zum Atmen, muss schnell atmen etc.)
  • Wenn sie eine Farbe hätte, welche wäre das?
  • Wenn sie sprechen würde, welche Stimme hätte sie (hoch, tief, leise, laut, flüstern, brüllend, piepsig)
  • Wenn sie ein Geschlecht hätte, wäre sie (ein Mann, eine Frau, anderes Geschlecht)
  • Wenn die Angst einen Geruch hätte, wie wäre er?
  • Was braucht die Angst jetzt, um zur Ruhe zu kommen?

Außerdem kann man schauen, welche Fragen sich aus dem Gespräch mit der Angst ergeben.

Hier noch eine weitere Möglichkeit mit dem Thema umzugehen Arbeitsblatt Entkatastrophisieren.