Stärker, gesünder und klüger durch Sport
Wissenschaftler bestätigen – Stärker, gesünder und klüger durch Sport
Entgegen dem weit verbreiteten Vorurteil, dass Sport zwar „Muckis“ macht aber nicht „helle“, sagt die Forschung jetzt das Gegenteil. Bewegung ist auch gut für das Gehirn und kann sogar vor Alzheimer schützen.
Sportler haben bessere Noten
Nachdem Charles Hillmann, Neurowissenschaftler an der Universität von Illinois in Urbana bemerkt hatte, dass die Studenten aus dem Crosslauf-Team bei Prüfungen die besseren Noten hatten, war seine Forscherneugier geweckt. Zudem hatte ihn auch schon länger war das Klischee des „hirnlosen Kraftprotzes“ genervt, da er selbst vier Mal in der Woche sehr aktiv als Eishockeyspieler auf dem Eis steht.
So kam es dazu, dass er mit seinen Forschungskollegen insgesamt 259 Dritt- und Fünftklässler testete. Das Resultat zeigte, dass die Kinder, die sich am meisten bewegten, auch die besten Schulnoten hatten. Mit dieser Studie konnte er nicht nur widerlegen, dass Sportskanonen „doof“ sind, sondern auch darauf verweisen, dass Schulsport durchaus sehr wichtig ist.
Neue Nervenzellen durch Sport
Daneben gibt es auch neue Veröffentlichungen darüber, dass das menschliche Gehirn neue Nervenzellen bilden kann, wenn man regelmäßig Sport treibt. Im Falle dieser Studie, hatten die Probanden ein dreimonatiges Aerobic-Fitness-Programm absolviert.
Der Neurologe Scott Small von der Columbia-Universität in New York hat damit sehr viel Aufsehen erregt. Im Hirnscanner konnte er belegen, dass bei den Sportlern neue Blutgefäße in der „Gedächtnispforte“ Hippocampus gewachsen waren. Und dort wo diese Äderchen wachsen, tun es auch die Nervenzellen. Am stärksten konnte man dies bei Testpersonen sehen, die sehr gute Pulswerte aufwiesen. Zum allerersten Mal wurden damit Trainingseffekte direkt im menschlichen Gehirn gemessen.
Stärkung bei Zielsetzung, Planung und Konzentration
Neue Kraft verleihen dem Kopf vor allem die Ausdauersportarten. Schwimmen, Radfahren, Joggen, Skaten, Wandern oder Tanzen, Fußball-, Handball-, Volleyball- oder Tennisspielen verbessern die kognitiven Leistungen im Allgemeinen. Kirk Erickson, ebenfalls von der University of Illinois in Urbana fast seine Erkenntnisse wie folgt zusammen: „Was das Herz stärkt, nützt auch dem Gehirn“. Insbesondere würde der Ausdauersport, die so genannten exekutiven Funktionen stärken. Das sind jene, die für das Setzen von Zielen, das Planungsvermögen, das Arbeitsgedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit verantwortlich sind.
Es ist auch besser sich zumindest ein wenig zu bewegen und auch wenn lange Pausen dazwischen sind, als gar nichts zu tun.
In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist
Die Weisheit “Mens sana in corpore sano” – ein gesunder Verstand wohnt in einem gesunden Körper, ist leider über die Jahrhunderte verkommen, da der Fokus des Trainings auf das oberflächliche Schönheitsideal gelegt wurde. Der Trend ist heutzutage wieder rückläufig, die Gesundheit rückt nun immer stärker in den Vordergrund und das Verständnis des Zusammenspiels von Körper und Geist wird vielen Menschen immer bewusster.
Dass Trainieren medizinisch sinnvoll ist, wissen wir schön länger. Die sportliche Aktivität ist gut für das Herz und es wird mehr Blut ins Gehirn sowie in den restlichen Körper gepumpt. Umso mehr Blut – umso mehr Sauerstoff und durch mehr Sauerstoff werden die Hirnzellen besser genährt.
Dies war aber jahrzehntelang auch die einzige wissenschaftlich nachweisbare Verbindung der mentalen und physischen Fähigkeiten.
BDNF – Dünger für das Gehirn
Nun ermöglichen Tomographen den Wissenschaftlern einen Einblick in das lebende Gehirn. Beispielsweise konnte man so festgestellen, dass jede An- und Entspannung der Muskeln zu einer Aussendung verschiedener chemischer Stoffe führt. Das Protein IGF-1 gelangt in die Blutbahn, wird vom Gehirn aufgenommen und erteilt dort den „Befehl“ die Produktion mehrerer chemischer Stoffe hochzufahren. Einer dieser Stoffe ist BDNF (Brain-derived neurotrophic factor), welches für das Überleben und Gedeihen der Nervenzellen wichtig ist. BDNF wurde mm Max-Planck-Institut für Psychiatrie in Bayern entdeckt und gilt seither als „Dünger für das Gehirn“.
Im Alter geistig fit und leistungsfähig
Die meisten Menschen haben einen konstanten BDNF Spiegel und verfügen über genug Reserven an leistungsfähigen Nervenzellen. Die Neuronen sterben aber nach und nach ab. Hinzu kommt, dass das Gehirn ab dem dritten Lebensjahrzehnt schrumpft, da die Faserleitungen ausdünnen oder sich verkürzen. Da nun die einzelnen Zellen mit immer weniger mit anderen Zellen in Kontakt stehen, wird die Geschwindigkeit und Genauigkeit bei der Informationsverarbeitung gesenkt. Und dementsprechend auch die geistige Leistung.
Ab einem Alter von 20 Jahren konnten Forscher außerdem einen Rückgang des Botenstoffs Dopamin beobachten und das um etwa zehn Prozent pro Dekade. Dies führt dazu, dass bei Senioren das Arbeitsgedächtnis schlechter wird und sie Schwierigkeiten haben umweltbedingte Störreize, wie beispielsweise Lärm auszublenden.
Bewegung, jedoch führt zur Produktion neuer Nervenzellen. Sie stärkt das Denken und verhilft dem Gehirn zu größerem Volumen.
Wo die neuen Gehirnzellen wachsen
Die neuen Neuronen wachsen im so genannten Gyrus dentanus – der Eingangstation des Hippocampus. Dieser Teil des Gehirns ist für Lernprozesse und das Erinnerungsvermögen zuständig. Und genau das sind die Fähigkeiten, die mit dem Alter zuerst schwinden, wie beispielsweise Gesichter mit Namen zu verbinden. Für ältere Menschen ist es jedoch durchaus entscheidend Monate oder gar Jahre länger ihren Alltag selbst zu bewältigen.
Die Kombination von geistigem und körperlichem Training kann laut Professor Wolf Dieter Oswald, Professor für Psychogerontologie, den Beginn einer Demenz deutlich hinauszögern.
Und warum sind nicht alle Sportler Genies?
Der Grund liegt wohl in unserem System der Erziehung und Förderung, sagt Charles Hillmann. Die Bildungsinstitute schaffen es nicht, den Kindern ein ausgeglichenes Angebot von körperlichen und geistigen Aktivitäten anzubieten. So werden Sporttalente häufig nur einseitig gefördert, da sie überdurchschnittlich sportlich sind und man vergisst darüber hinaus, dass sie auch über geistige Fähigkeiten verfügen. Das Gehirn braucht jedoch auch Nahrung in Form von Bildung, um sich weiter zu entwickeln – ohne Input keine mentale Leistung.
Dennoch kann man beobachten, dass es viele Amateur-Athleten gibt, die in Wissenschaft und Wirtschaft beruflich sehr erfolgreich sind. Auch ohne wissenschaftliche Beweise, haben sie von den positiven Effekten des Sports für ihre geistige Leistung profitiert.
Daher gilt für alle: Wenn Umfeld und Bedingungen stimmen – kann jeder der es wirklich will, sein Gehirn zum Lernen optimieren.